Abhitzedampferzeuger modellieren (z. B. für GuD-Prozesse)
Gas- und Dampfturbinen-Kraftwerke (GuD) verwenden das heiße Abgas aus der Gasturbine zur Dampferzeugung in einem Abhitzedampferzeuger (auch als Abhitzekessel bezeichnet). Die beiden Wärmekraftmaschinenprozesse laufen nacheinander ab. Dabei wird ausgenutzt, dass Wasser bei wesentlich niedrigeren Temperaturen verdampft werden kann, als sie in der Brennkammer einer Gasturbine herrschen.
Ein Abhitzedampferzeuger wird in TOP-Energy durch die Verschaltung einzelner anderer Elemente modelliert. Er besteht aus mindestens zwei Wärmeübertragern und kann optional mit einer Zusatzfeuerung versehen werden. Die Zusatzfeuerung lässt sich mit der Komponentenvorlage Heißwasserkessel erstellen.
Einfacher Abhitzedampferzeuger
Die folgende Abbildung zeigt die Verschaltung einer Gasturbine mit einem Abhitzedampferzeuger. Orange umrandet sind die beiden Wärmeübertrager, welche die Wärmeenergie aus dem Abgas der Gasturbine auf den Dampferzeuger übertragen: Die Wärmeübertrager-Komponentenvorlage Wärmeentzug_von_Luft bildet den Abhitzekessel HT, und die Wärmeübertrager-Komponentenvorlage Wärmeabgabe_an_Dampf bildet den Verdampfer.
Gasturbine mit Abhitzedampferzeuger
Die Parametrierung des Wärmeübertragers wird in den beiden dazugehörigen Komponenten durchgeführt. Alle Wärmeübertrager werden durch die Eingabe der Maximalen Wärmeübertragung (Maximalleistung) beschränkt. Werden in den beiden Wärmetauscherhälften (hier Abhitzekessel HT und Verdampfer) unterschiedliche obere Schranken vorgegeben, so wird höchstens die niedrigere wirksam.
In Wärmeübertragern mit dem Wärmeträger Luft wird die maximal übertragbare Energiemenge zusätzlich begrenzt, indem die minimale (bzw. bei der Komponente Wärmeentzug_von_Luft die maximale) Austrittstemperatur \( T_{air\ out,\ min}\) vorgegeben wird.
Aus der vorgegebenen Minimalen Austrittstemperatur des Wärmeübertragers (hier: des Abhitzekessels HT) wird die minimale spezifische Enthalpie \( h_{air\ out,\ min}\) berechnet (siehe Gleichung 1). Aus der minimalen spezifischen Enthalpie \( h_{air\ out,\ min}\) ergibt sich der thermische Enthalpiestrom \( \dot{H}_{air\ out,\ min}\) (siehe Gleichung 2), welcher den tatsächlich austretenden Enthalpiestrom \( \dot{H}_{air\ out}\) beschränkt (siehe Gleichung 3). Diese Form der Beschränkung ist von dem Eintrittszustand (hier: dem Betrieb der Gasturbine und deren Austrittstemperatur) abhängig. Darin unterscheidet sich diese Methode zur Beschränkung von \( \dot{H}_{air\ out}\) von der Vorgabe der Maximalen Wärmeübertragung.
Zur Parametrierung der Wärmeübertrager müssen die minimalen (bzw. maximalen) Austrittstemperaturen vorgegeben werden. Diese sind meist keine technischen Daten, sondern sind systemspezifische Größen. Sie müssen vorab extern für die gegebenen Bedingungen berechnet bzw. abgeschätzt werden.
Abhitzedampferzeuger mit Niedertemperaturwärmeauskopplung
Die Modellierung eines Abhitzedampferzeugers mit Niedertemperaturwärmeauskopplung erfolgt ebenfalls durch die Zusammenschaltung der einzelnen Komponenten. Die folgende Abbildung zeigt eine Möglichkeit der Verschaltung. Hier wird das aus der Gasturbine austretende heiße Abgas zur Dampferzeugung verwendet. Die danach übrige Restwärme des Abgases wird zur Deckung eines Wärmebedarfs auf einem niedrigeren Temperaturniveau genutzt. Dazu wird das Schema um den Abhitzekessel NT (aus der Komponentenvorlage Wärmeentzug_von_Luft) und den NT-Wärmeübertrager NT-Wärmeabgabe_an_Warmwasser (aus der Komponentenvorlage Wärmeabgabe_an_Warmwasser) erweitert.
Abhitzedampferzeuger mit Niedertemperaturwärmeauskopplung und Zusatzfeuerung
Um eine größere Unabhängigkeit vom Betrieb der Gasturbine zu erreichen, kann ein Abhitzedampferzeuger mit einer Zusatzfeuerung betrieben werden. Die zusätzliche Feuerung hebt das Temperaturniveau des verwendeten Abgassstroms an und steigert die Dampferzeugerleistung.
Die folgende Abbildung zeigt das Schema mit den verschalteten Komponenten. Die Zusatzfeuerung wird in TOP-Energy aus drei Komponenten modelliert. Die im abgebildeten Schema als Zusatzfeuerung bezeichnete Komponente wurde aus der Komponentenvorlage Heißwasserkessel gebildet. Daran wurde die Komponente Wärmeentzug_von_Warmwasser angeschlossen, die ihre Wärme an die Komponente Wärmeabgabe_an_Luft Zusatzfeuer überträgt. Es handelt sich hier um eine verlustfreie Wärmeübertragung, sodass energetisch kein Unterschied zu der in der Praxis bestehenden direkten Befeuerung des Abgases ohne das Wärmemedium Wasser besteht.
Eine Berücksichtigung der effektiven Steigerung der Wärmeübertragung aufgrund der Pinchverschiebung ist nicht möglich. Die Wärmeübertragungsmenge wird immer durch den Potentialunterschied zwischen ein- und austretendem Medium berechnet. Daher muss die Wirkungsgradsteigerung der Zusatzfeuerung indirekt durch die Parametrierung der Zusatzfeuerungskomponente abgebildet werden.
Abhängig von der Datenlage und der Betriebsweise sind bei der Parametrierung eines Abhitzedampferzeugers bestimmte Eingabedaten zu berechnen. Für den Fall, dass die Dampferzeugungsleistung (der produzierte Dampfmassenstrom) ohne Einsatz der Zusatzfeuerung bekannt ist, wird im Folgenden ein Vorschlag zur Parametrierung vorgestellt.
Die maximale Leistung der Wärmeübertrager Abhitzekessel HT und NT unterscheidet sich jeweils in den Betriebsmodi mit und ohne Zusatzfeuerung. Deshalb lässt sich die Leistung der einzelnen Wärmeübertragerkomponenten nicht durch die Angabe einer allgemeingültigen Maximalen Wärmeübertragung beschränken. Die Austrittstemperatur muss entsprechend der abkühlbaren Energiemenge gewählt bzw. berechnet werden.
Die Austrittstemperatur des Hochtemperatur-Teils des Abhitzekessels (Abhitzekessel HT) wird wie in den folgenden Gleichungen bestimmt. GT steht für den Austrittsabgasstrom aus der Gasturbine, der gleichzeitig der Eintrittsluftstrom (oben) in die Wärmeabgabekomponente Zusatzfeuer des durch die Gleichungen beschriebenen Bilanzraums ist.
Die Gleichungen beziehen sich auf den Nennbetriebszustand. Die Energiebilanz wird um den oberen Teil der Wärmeerzeuger gebildet (siehe folgende Abbildung).
Die Austrittstemperatur des Abhitzekessels NT kann entsprechend berechnet werden. Da es sich hier um eine tatsächliche Austrittstemperatur aus der technischen Komponente handelt, sind die Werte gegebenenfalls auch vorab bekannt. In der Komponente Zusatzfeuerung werden die Zusatzfeuerungsleistung im Nennbetrieb (Thermische Nennleistung) und die Verluste in Form des Thermischen Wirkungsgrads vorgegeben.