Gleichzeitigkeitsfaktor im Versorgungssystem berücksichtigen
Ein Gleichzeitigkeitsfaktor wird in TOP-Energy nicht direkt eingegeben, um die Bedarfe zu berechnen. Das folgende Verfahren hat sich bewährt, um dennoch einen Gleichzeitigkeitsfaktor in TOP-Energy zu berücksichtigen.
Der Gleichzeitigkeitsfaktor
Der Gleichzeitigkeitsfaktor dient der angemessenen Dimensionierung eines Versorgungssystems. Er gibt an, welcher Anteil des maximalen Gesamtbedarfs in einem Versorgungssystem zu einem Zeitpunkt gleichzeitig zu decken ist. Der Faktor basiert auf empirischen Erkenntnissen (Schätzung) und getroffenen Entscheidungen.\(\)
Weil die Bezugsspitzen nicht gleichzeitig auftreten, muss für die Versorgung einer Straße mit 10 Häusern, die jeweils einen Wärmebedarf mit einer Spitzenlast (Peakbezugslast) von 15 kW haben, in der Praxis nicht eine maximale Leistung von 150 kW bereitgestellt werden, sondern bei einem Gleichzeitigkeitsfaktor von 0,7 nur 105 kW. Der Spitzenlastbezug berechnet sich folgendermaßen:
\begin{equation} \begin{aligned} \text{Gleichzeitigkeitsfaktor } \cdot \text{Gesamtbedarf} &= \text{Spitzenlastbezug} \\ 0,7 \cdot 10 \cdot 15 \ \text{kW} &= 105 \ \text{kW} \end{aligned}\end{equation}
Lastgänge skalieren
Um diese Information in TOP-Energy zu verarbeiten, kann das Skalieren einer einzelnen Lastgangzeitreihe notwendig werden. Der Integralwert des Bedarfs soll dabei erhalten bleiben, nur der Spitzenbezug soll gemäß dem Gleichzeitigkeitsfaktor reduziert werden. Dieses Problem ist nicht eindeutig zu lösen, und es gibt dafür keine Standardverfahren. Im Kontext von TOP-Energy hat sich das folgende einfache iterative Vorgehen bewährt, das hier am Beispiel von Tutorial 4 demonstriert wird:
Mit diesem Verfahren erhalten Sie den korrekten Integralwert und die korrekte Bezugslast. Das Problem bei diesem Vorgehen ist das korrekte Abschätzen der Häufigkeit des Auftretens der maximalen Bezugslast, das sich aber auf die Auslegung und die jährlichen Kosten der Energiesysteme nicht sehr stark auswirken dürfte.